Ochse / Wagen / Kutscher: ein Gleichnis

In der hinduistischen Lehre wird für die Lebensreise das Gleichnis von der Kutsche gebraucht.
Um die Lebensreise anzutreten braucht es Wagen (Kutsche) als Symbol für den Körper, der Tempel der Seele, der von Ochsen gezogen wird.
Die Ochsen als Symbole der Kraft, Triebe und Emotionen.
Der Kutscher der die mentalen Kräfte repräsentiert, (das Gehirn). Alle drei arbeiten zusammen um den Gast, die Seele, zur Ursprungs-Heimat hinzuführen.

Die Vier Instanzen «Kutsche, Ochsen, Kutscher und Gast» werden hier beschrieben, Nicht nur als Elemente in ihren Verbindungen, sondern auch die Probleme, die sich aus einer ungleichmässigen Entwicklung der Instanzen oder in einer mangelhaften Beachtung / Verbindung zueinander /ergeben:

Ochse, Kutsche und Kutscher, bilden zusammen ein Transportsystem, das einen potenziellen Passagier, (die Seele) an jeden Ort bringen kann.
Die Ochsen liefern die Antriebskraft, der Wagen das bequeme sichere Beförderungsmittel und der Kutscher, besitzt die Fähigkeit, das gesamte System an den für den Passagier gewünschten Ort zu steuern.

Ochsen, Wagen und Kutscher sollten jeder Zeit bereit sein, zu Diensten der Passagiere zu stehen,
doch meist funktioniert das Transportsystem nicht gut.
Der Kutscher, vernachlässigt den Wagen, deshalb rostet er überall. Das Fahrzeug ist in einem schlechten Zustand, der Ochse nicht genug gepflegt, seine Bedürfnisse sind vernachlässigt. Das Tier hat Mangelerscheinungen und Schwächen, manchmal ist es sogar misshandelt, so zieht es hastig, aggressiv, oder folgt den Befehlen des Kutschers nicht mehr.

Der Kutscher hat den Auftrag, in der Nähe seiner Herrin zu bleiben und sollte auch die Ochsen und die Kutsche pflegen. Stattdessen zecht er meist mit Kollegen, scherzt und streitet mit ihnen, prahlt oder lügt und mischt Realitäten mit Phantasie. So ist Kutscher ist manchmal betrunken und kann in seiner Trunkenheit seine Aufgaben nicht erfüllen, er wütend und verzweifelt, hin und her schwankend und die Reise wird sabotiert.
Da der Kutscher betrunken oder benommen ist und die Ochsen erschöpft und halb verhungert, kann die Reise, auch wenn der Wagen erneuert ist und alle Schikanen hat, nicht stattfinden und das erwünschte Ziel wird nicht erreicht.

Die folgenden Vier Beispiele
können als Erläuterungen der Dimensionen und zusammenhänge dienen.

1. Beispiel
Hr. A. hatte während seiner Kindheit einen Unfall, bei dem er sein Bein verloren und verschiedene Wirbel gebrochen hatte. Er ist heute gehbehindert, und körperlich eingeschränkt.
Trotz Behinderung (Bruch der Achse an der Kutsche) hatte er einen starken Willen, seine Reise weiterzuführen, soweit er konnte.
In der Therapie befasste er sich mit seinem angeschlagenen Selbstwert, seinen negativen Emotionen, dem Selbstzerstörungsdrang, der aus der Limitierung seiner Handlungsfähigkeit resultierte.
Er konnte erst auf seine Art die Reise fortsetzen, Orientierung und Lebenssinn wiedergewinnen, als er die Behinderung und sich selbst annehmen konnte.
Das Essenzielle hier war, Frieden zu schliessen zwischen Kutscher, Kutsche, Seele und Ochsen, damit das Spiel gemeinsam gespielt wird.

2. Beispiel
Bei der Depression ist der Kutscher verzweifelt und enttäuscht, weil die Ochsen da sind, doch diese sind erschöpft und machen nicht mit. Der Kutscher kann nicht mehr, die Seele als Gast, schreit und stellt Bedingungen und Ansprüche, der Kutscher kann die Situation nicht bewältigen und wird wütend, bestraft die Ochsen, was ihn noch ohnmächtiger macht und ihn seelisch noch mehr entkräftet. Der Kutscher kann nicht mehr schlafen, ist selbst erschöpft und allein.

3. Beispiel
Man kann sich einen Kutscher vorstellen, der betrunken ist, der kann weder die Ochsen führen, noch die Realität richtig einschätzen. Er gefährdet die Gäste und bildet eine Gefahr für sich und die Umwelt. Niemand der neben der Strasse steht ist sicher, kein Gast ist sicher, dass er an seinem Ziel ankommt. Die Reise ist gefährdet.

4. Beispiel
Die Seele als Reisende, fühlt sich sehr einsam, und eingesperrt. Eine Mitreisende als Trost mitzunehmen ist schwierig. So beginnt sie ihre Frustration auf den Kutscher rauszulassen. Sie sucht nach Kontakt, doch ihre Kritik irritiert den Kutscher. Die Kutsche fährt plötzlich auf einen Stein und kippt um, alle Ausgänge sind versperrt, Panik breitet sich aus, die Seele weint. Der Kutscher ist in seinem Schock erstarrt und die Ochsen rennen herum.

Übertragen auf die Instanzen ergeben sich aber die folgenden Mängel / Probleme und Fragen:
Was wäre der Körper ohne Wünsche, Bedürfnisse, Regungen, Impulse, Affekte, die ihn zum Handeln antreiben, es wäre eine Kutsche ohne Ochsen?
In diesem Sinne symbolisieren die Ochsen die Energie, die inneren Kräfte, die seelischen Bewegungen, welche die Dynamik des Lebens in Schwung bringen. Sie liefern die Antriebskräfte, der Wagen das bequeme Beförderungsmittel.
Umgekehrt, leuchtet es jedem ein, dass man die Kutsche nicht den treibenden Kräften überlassen darf. Den Körper seinen Impulsen, Anwandlungen oder Leidenschaften zu überlassen kann äusserst gefährlich sein. Wir brauchen den Verstand, um Ausrichtung und Ordnung in unser Leben zu bringen.
Hier kommt die Figur des Kutschers ins Spiel.
Der Kutscher ist dazu da, den Weg und die Strecke zu bahnen und vor unnötigen Gefahren und übergrosse Risiken zu bewahren. Er besitzt die Fähigkeit, das gesamte System an den für den Passagier gewünschten Ort zu steuern. Der Kutscher symbolisiert hier: unser Selbst und unser Verstand, die Fähigkeit rational zu denken, Entscheidungen zu treffen und innere Kräfte in bestimmte Richtungen zu lenken.
So vereint jeder /jede von uns auf seinen Lebensweg vier Instanzen, die Kutsche, die Ochsen (Pferde), der Kutscher und der Inhalt der die Kutsche transportiert nämlich die Seele.
Unser Körper, Der Antreiber Energie, die Seelischen Kräfte, wie Vorstellungen, Wünsche, Gefühle, Bedürfnisse und Impulse, sowie der Verstand, der bewacht, analysiert und Entscheidungen trifft, sind in diesem Bild vereint und bilden die Grundlagen der Lebensdynamik.

Körper, Mind, Seele und Energie stehen im Mittelpunkt der Lebensreise und des Lebensspiels, diese Kräfte sind behütet und begleitet durch ein fünftes Element ?? , den Geist, die spirituellen Kräfte.

Eigentlich gilt es all diese Elemente miteinander in Einklang zu bringen, ohne dass einer der Beteiligten vernachlässigt wird.

Therapeutisch ergeben sich die folgenden Konsequenzen daraus:
Wenn mir bewusst wird, dass ich mein Körper bin, meine Hände, mein Herz, meine Kopfschmerzen, sowie mein Hungergefühl, wenn ich weiss, dass mein Lustgefühl, meine Wünsche, Instinkte, genauso zu mir gehören, wie meine Liebe, meine Wut, wenn ich das akzeptiere, dass ich genauso gut auch meine Überlegungen bin, mein denkender Verstand und meine Erfahrungen, erst dann, kann ich für mich den geeigneten Weg gehen. Der Weg, der in diesem Augenblick für mich bestimmt ist.

Der Kutscher ist dazu da, den Weg, die Strecke einzuschätzen und die Kräfte dorthin zu lenken, die Pferde ziehen den Wagen durch das Leben und die Kutsche trägt und transportiert die Inhalte
(die Seele) von einem Ort zum anderen.
Natürlich dürfen wir die Kutsche nicht vernachlässigen, das bedeutet sie zu repariere, zu Pflegen und Instand zu halten und zu erhalten, damit sie uns die ganze Fahrt erhalten bleibt.
Der Kutscher darf die Ochsen nicht vernachlässigen, sie müssen gehegt und gepflegt werden ernährt und entspannt werden. Der Kutscher muss sich mit Bewusstsein, reise Ziel und innere Klarheit bereichern. Auch die Seele muss unterhalten, gepflegt und gehegt werden, muss sich entspannen und erholen können.